Nur noch Sparbüechli für Nationalbanker

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kündigt Verschärfung des Reglements für Eigengeschäfte ihres Direktoriums an.

Von Peter Hossli

snbDer Fall Hildebrand beschert der SNB endlich ein zeitgemässes Reglement für finanzielle Eigengeschäfte ihres Direktoriums. «Die Selbstverwaltung im bisherigen Masse wird nicht mehr möglich sein», sagte Bankratsmitglied Fritz Studer gestern in Zürich.

Demnächst würden die neuen Vorschriften vorgestellt werden, sagte Studer. Er gab erste Umrisse bekannt: Künftig können die sechs Mitglieder des Erweiterten SNB-Direktoriums ihre privaten Vermögen nur auf Konten der Nationalbank eigenständig verwalten.

Führen dürfen sie demnach Sparkonten sowie Depots bei kollektiven Anlagefonds. Diese müssten stark diversifiziert und mehrheitlich in Schweizer Franken gestückelt sein. Nie mehr sollen SNB-Banker in den Ruch gelangen, von Kursschwankungen zu profitieren, die sie selbst verursachten.

Direktoren, die ihr Geld ausserhalb der SNB anlegen wollen, könnten das «nur noch stark eingeengt» tun, so Studer. Sie müssten es Vermögensverwaltern überlassen, die der Finanzmarktaufsicht Finma unterstünden. Jederzeit sollen diese der SNB Einsicht in alle Transaktionen gewähren. Stark eingeschränkt seien Kontakte zum Kunden.

Der weiss nicht mehr, wie sein Geld angelegt ist. Das entspricht den sogenannten Blind Trusts, wie sie etwa die US-Notenbank für ihre Banker vorsieht.

Anstoss für die Ausarbeitung des verschärften Reglements waren die problematischen Dollarkäufe über das Konto des einstigen SNB-Präsidenten Philipp Hildebrand. Sie führten am 9. Januar zu dessen Rücktritt.

Zwei Tage zuvor beauftragte der SNB-Bankrat den Rechnungsprüfer KPMG, die Finanztransaktionen Hildebrands und der fünf aktuellen Mitglieder des Erweiterten SNB-Direkto­riums zu untersuchen – während der vergangenen drei Jahre. Nie liessen Schweizer Nationalbanker tiefere Einblick in ihre privaten Finanzgeschäfte zu.

Gestern nun stellte die SNB den KPMG-Bericht vor. «Volles Vertrauen» sprach Bankratspräsident Hansueli Raggenbass dem gesamten SNB-Direkto­rium aus. Auf keinerlei Verletzungen geltender Regeln und Richtli­nien sei die KPMG gestos­sen.

Allerdings fielen bei drei Personen Transaktionen in ein zeitliches Umfeld währungspolitischer Entscheide. So verkaufte Hildebrand im März und im Juni 2009 Anteile an einem Fonds im Wert von 856465 Euro gegen Franken. Er bezahlte damit den Umbau seines Hauses.

Im Februar 2010 tauschte Direktionsmitglied Jean-Pierre Danthine 197674 Euro aus ­einer Erbschaft in Franken um. Ein zweiter Umtausch in der Höhe von 126000 Euro erfolgte im Mai 2010. Damals stemmte sich die Nationalbank gegen die Aufwertung des Frankens.

Keine geschickte Hand bewies Dr. Thomas Wiedmer, stellvertretendes Mitglied des SNB-Direktoriums. Zweimal tauchten seine Aktien im untersuchten Zeitraum kräftig – einmal in acht Wochen über sechzig Prozent. Panikartig verkaufte er und unterschritt dabei die vorgeschriebene Haltefrist von sechs Monaten. Allerdings verlor er damit bloss Fr. 1124.95.

Der KPMG-Bericht ist teurer. Über 1000 Stunden stellen die Revisoren der SNB in Rechnung – was zwischen 500000 und ­einer Millionen Franken kosten wird. «Geld, das mich reut», sagte Raggenbass.