Die Schlaumeier von der Credit Suisse

Die USA verdonnern die Credit Suisse zu einer Megabusse und ringen der Bank ein Schuldgeständnis ab. Trotzdem haben die Beteiligten vieles richtig gemacht.

Kommentar von Peter Hossli

rohner_douganDie Apokalypse schien nah. Die Credit Suisse (CS) wird von den USA zur kriminellen Bank erklärt. Denn sie half Tausenden Amerikanern beim Steuerbetrug. Ein Verdikt, das die CS nicht überleben werde. Sie verliere ihre Banklizenz in den USA. Sie händige Tausende von Kundennamen den amerikanischen Behörden aus. Und breche damit das Bankgeheimnis. Der Bundesrat müsse Notrecht verhängen, sonst gerate der gesamte Schweizer Finanzplatz ins Wanken. Sicher gehen würden CEO Brady Dougan und Präsident Urs Rohner. Sogar Strafklagen in den USA gegen die beiden Banker seien nicht ausgeschlossen. Zu all dem komme eine saftige Busse.

Jetzt steht das Verdikt – und für die Credit Suisse ist es die bestmögliche Lösung geworden. Clever, was ihre Anwälte in den USA erreicht haben. Listig, wie sie verhandelten. Nicht zuletzt mit der Hilfe von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf.

Jeder kann sich als Sieger sehen: Die Amerikaner, weil sie richtig viel Geld geholt haben. Die Credit Suisse, weil sie das Schlimmste abwehrte und den Steuerstreit mit den USA hinter sich lässt. Und der Bundesrat, weil er kein Notrecht verhängen musste.

Die Bank kann befreit arbeiten. Schweizer Recht muss sie nicht brechen. Kundendaten liefert sie nur über den ordentlichen Rechtsweg in die USA. Dougan und Rohner bleiben in ihren Ämtern – zumindest, wenn sie den politischen Druck in der Schweiz überstehen.

Die Bank hat sich freigekauft, sie muss einzig zahlen.

Sicher, die Busse ist exorbitant hoch. 2,8 Milliarden Dollar entrichtet die Credit Suisse an drei amerikanische Behörden. Das ist mehr als drei Mal so viel wie die UBS 2009 zahlte. Das schmerzt CS-Aktionäre und die Zürcher Staatskasse. Zumal die CS 800 Millionen Dollar der Busse von ihren Steuern abziehen darf.
Mit den eingestandenen Vergehen der CS lässt sich die Höhe nicht erklären. Klar, ihre Banker handelten widerrechtlich, halfen Tausenden beim Betrug. Aber, und das ist aktenkundig, sie gingen weniger systematisch vor als Banker bei der UBS und anderen Schweizer Finanzhäusern. Früh erkannten die CS-Juristen das Problem und regierten, wenn auch zögerlich und nicht resolut genug.

Hoch ist die Busse wegen der Finanzkrise. US-Politiker stehen unter hohem Druck, Banken härter anzufassen – und möglichst viel Geld zurückzuholen.

Was die Credit Suisse tat, ist offiziell kriminell. Wie sie den Kopf aus der Schlinge zog, ist schlau. Andere Schweizer Banken sollten sich ein Beispiel nehmen.