Von Peter Hossli
Das neue Bundesratsfoto überrascht. Und es irritiert. Entspannt sitzen die Magistraten und Bundeskanzlerin Corina Casanova (58) an einem langen Tisch mit reifen Äpfeln. Sie plaudern und lächeln bei Wasser und Kaffee.
Was aber inspirierte die Fotografen? Ihr Bild gemahnt an Leonardo da Vincis famoses «Abendmahl», entstanden von 1494 bis 1498.
Und an «The Sopranos», die amerikanische TV-Serie über eine verstörende Mafiafamilie aus New Jersey.
Seine zwölf Jünger lud Jesus zum letzten Mahl. Am Tag danach schlugen ihn römische Soldaten ans Kreuz. Als Metapher für den Bundesrat ist das kaum tauglich. Keiner der sieben Minister darf herausragen, niemand sieht sich als Messias, geschweige denn als Judas.
Zwar beginnt die Schweizer Verfassung mit den Worten «Im Namen Gottes des Allmächtigen!» Und doch ist unsere Regierung der Erde näher als dem Himmel.
Demnach ist das Foto eher augenzwinkernde Anspielung an die Mafia aus Film und Fernsehen. Vizebundespräsident Johann Schneider-Ammann (62) dominiert die Gruppe wie Tony Soprano. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (54) erinnert an die entfremdete Mobster-Gattin Carmela. Und die Bundeskanzlerin am Rand? Psychiaterin Melfi!
Ähnlich der ehrenwerten Gesellschaft hat der Bundesrat gemeinsame Ziele und untersteht einem Kodex des eisernen Schweigens. Und doch fürchtet jeder jeden.
Die Mafia aber agiert neben den Gesetzen. Daher zeigt das Foto wohl nur – ein Kaffeekränzchen.