Chodorkowski in Zürich

chodorkowski_zurichGeduldig stellten sich am Freitagabend Tausende in die Reihe, um einen russischen Oligarchen zu sehen. Die Universität Zürich öffnete ihren grössten Hörsaal für einen Vortrag von Michail Chodorkowski (51). Er war zehn Jahre im Gulag in Sibirien – und lebt heute in Rapperswil SG.

Der einstige Banker und Erdöl-Händler sprach über die unberechenbare russische Justiz. Gerichte seien nicht unabhängig, sondern der russische Präsident Wladimir Putin (61) kontrolliere sie. Mit verheerenden Folgen für die russische Wirtschaft. Unternehmer, die nicht zu Putins Kreisen gehörten, seien oft der Willkür ausgesetzt. Chodorkowski zeichnete ein düsteres der Zukunft Russlands. Die wichtigste Einnahmen des Landes – der Verkauf von Gas und Öl – seien höchstens zehn Jahre gesichert.

gysling_chodorkowskiNach dem Vortrag befragte Journalist Erich Gysing (77) den russischen Systemkritiker. Warum lebe er ausgerechnet in der Schweiz, wollte er wissen. «Nach Russland kann ich derzeit nicht», sagte Chodorkowski. «Meine Frau entschied sich, dass wir uns am besten in der Schweiz niederlassen.»