Der Analyst des Bösen

Wie werden sich die Feinde der USA verhalten?Welche Schwächen, welche Stärken haben sie? Was treibt Massenmörder an? Psychiater Jerrold Post erstellt Persönlichkeitsprofile von Diktatoren und Terroristen – für das US-Verteidigungsministerium.

Von Peter Hossli (Text) und Charly Kurz (Fotos)

lookat_00007593_preview.jpgKurz nur verliert Jerrold Post die Fassung. «Nein, nein, nein. Ich beschäftige mich nicht mit Irren.» Der Siebzigjährige forscht über gefährliche politische Führer. «Sie sind gerade deshalb so gefährlich, weil sie nicht irr sind.» Post – Doktor Post wie er sich vorstellt und die Assistentin ihn ruft – sitzt tief versunken im beigen Polstersessel. Er ist ein gefragter Mann. Seit 9/11 analysiert der Professor der George Washington Universität als Berater des Pentagons die Psychen von Amerikas Erzfeinden.

Zuvor stand der Psychiater 21 Jahre im Dienst des CIA, des US-Geheimdienstes. Die Berichte der Agenten deutete er in hunderte psychologischer Profile um. Zusammen mit einem Team aus Historikern, Anthropologen und Kennern der Weltregionen analysierte er Demagogen und Despoten, Generäle und Gebieter. Die Resultate trug Post ins Weisse Haus, wo sie US-Leader in reale Politik ummünzten. «Eine optimale aussenpolitische Strategie basiert stets auf der Kenntnis des Gegners, historisch wie psychologisch», sagt Post, der in Bethesda bei Washington lebt, mitten im Wald.

Umgeben von lauschigem Grün befasst er sich mit der Achse des Bösen. Beispiel Nordkorea. Bevor man dessen beunruhigendes Atomarsenal angehe, müsse Kim Jong Il als «total zügellose Person» begriffen werden. Als Diktator, der Mühe bekunde dem langen Schatten des Vaters, Kim Il Sung, zu entfliehen. Sung, der verstorbene Gründer Nordkoreas, besitze noch immer gottähnlichen Status. «Es ist schwierig genug, einen mächtigen Vater zu beerben, viel schwieriger ist es, der Sohn Gottes zu sein», sagt Post. Der «kleinere, hässlichere, dickere Sohn» kompensiere seinen Minderwertigkeitskomplex mit überbordendem Konsum – und der Atombombe. Mittels Propaganda, rät Post, müssen die hungernden Nordkoreaner über Kims Leben in Saus und Braus aufgeklärt werden.

Ein einfaches Rezept hat Post, um Fidel Castro von seinem Posten zu vertreiben: «Die Aufhebung des Embargos reicht.» Unter der arroganten und selbstbewussten Fassade des Maximo Lider schimmere viel Selbstzweifel. Dieses Gefühl der Unzulänglichkeit treibe Castro zur «ewigen Suche nach Anerkennung». Wie der ebenfalls von Minderwertigkeitsgefühlen zerfressene Hitler sei Castro eine zerstörerische, charismatische Figur, die sein Volk mittels äusserer Feinde eine. «So lange die USA Castro die Stirn zeigt, gibt er die Macht nicht ab.»

Keinen Diktator kennt Post besser als den irakischen Ex-Präsidenten Saddam Hussein. Dreissig Jahre lang hat er dessen Psyche analysiert. Wie Post erwartet hatte, liess Saddam am Vorabend des jüngsten Golfkriegs das US-Ultimatum verstreichen und blieb im Land – obwohl Flucht die einzige Chance gewesen wäre, den Krieg abzuwenden.

Aus radikaler arabischer Sicht, sagt Post, «ist derjenige ein mutiger Führer, der einem stärkeren Gegner trotzt». Hätte Saddam nach Jahren des erbitterten Widerstands aufgegeben, wäre die Scham gross gewesen. «Scham bedeutet in der arabischen Welt sterben.» Saddam sei eine «Kämpfernatur, einer, der leben will und im Spiegel nur den ehrenhaften panarabischen Führer sieht». Seine narzisstische Veranlagung entsprang einer turbulenten Lebensgeschichte. Von allen Menschen, die Post analysierte, habe Hussein die «bei weitem traumatischsten Familienverhältnisse».

Das Trauma begann im Uterus.

Kurz nach Saddams Zeugung starb der Vater. Während der Schwangerschaft erlag der Bruder einer Operation. Die depressiv gewordene Mutter, Sabha, wollte Saddam abtreiben – was ihr misslang. Ein Suizidversuch scheiterte. Als der Kleine zur Welt kam, nahm Sabha ihn nicht in die Arme. Stattdessen zog ein Onkel Saddam auf, ohne Liebe und Geborgenheit. «Bei jedem Menschen legt die Zuneigung in den ersten Lebensjahren das Fundament des Selbstwertgefühls», sagt Post, der bei vielen Despoten das Fehlen mütterlicher Liebe ausgemacht hat.

Als Dreijähriger nahm die inzwischen neu vermählte Mutter Saddam zu sich und dem Stiefvater, der ihn physisch wie psychisch misshandelte. Der Junge flüchtete zurück zum Onkel. Dieser tragische Start ins Leben habe ein «verwundetes Selbst» erzeugt. Die meisten zerbrechen daran, Saddam entwickelte sich zum «bösartigen Narzisst», diagnostiziert Post. Am Leben hielt ihn ein grössenwahnsinniger Traum. Sein Onkel Khayrallah übertünchte die triste Realität mit gloriosen arabischen Sagen. Dereinst werde er die panarabischen Herrscher Saladin und Nebuchadnezzar beerben und Jerusalem zurückerobern, verhiess er dem Jüngling.

Dem Ziel, ein gefeierter panarabischer Führer zu sein, eiferte Saddam zuerst erfolglos nach. Durch einen Militärcoup putschte er 1968 seinen Cousin an die Macht, den er elf Jahre darauf auf dem Präsidentenstuhl ablöste. Saddams wahre Stunde schlug im August 1990, als seine Panzer den Ministaat Kuwait überrollten und er sich in eine Palästinenser-Flagge hüllte. «Plötzlich ist Saddam wer», beschreibt Post den Moment. «Er packt die Welt an der Gurgel.» Der Ölpreis steigt, der Dow-Jones-Index fällt, Palästinenser in Gaza jubeln – wegen ihm, «dem verstossenen Knaben aus Tikrit». Die Prophezeiung des Onkels erfüllte sich. «Diese Position aufzugeben würde bedeuten, alles aufzugeben.»

Getroffen hat Post Saddam nie. Der Psychiater legt die Despoten in einem Kellerraum seines Wohnhauses gedanklich auf die Couch – mithilfe von Geheimdienstinformationen, Zeitungsberichten, historischen Abhandlungen und ihren Reden. Bewusst meidet er Treffen – um objektiv zu bleiben. «Die Leader sind charismatisch und würden mich in die Irre führen», fürchtet Post. «Ihrem Gegenüber verbergen sie, wer sie wirklich sind.» Seine dunkle Analysenkammer erinnert mit den vielen afrikanischen Skulpturen an jene von Sigmund Freud, der auch Eingeborenenkunst sammelte. Dazu gesellt sich ein Ölgemälde, das vier Versionen von John F. Kennedy zeigt und Posts liberale Gesinnung erahnen lässt, über die er nicht reden will.

Um zu seinen Diagnosen zu gelangen, muss Post herausfinden, was einen Politiker beeinflusst hat, was seine Träume und Ambitionen sind. Welche frühen Erfolge haben ihn bestätigt, welche Misserfolge aus der Bahn geworfen? «Man kann jemanden erst verstehen, wenn man sein frühes Leben kennt. Unter der Grossartigkeit vieler Herrscher verbirgt sich eine Leere, gepaart mit einem zerstörten Selbst.» Das kreiere den «bösartigen Narzissten» – ein psychologisches Muster, das Post bei den meisten Diktatoren und Terroristen ausmacht, etwa bei Saddam, Osama bin Laden, Kim Jong Il, Castro, auch Stalin und Hitler. Bösartige Narzissten himmelten nur die eigene Grossartigkeit an, brächten keinerlei Empathie auf, nicht einmal für das eigene Volk. «Sie lieben nur sich selbst», sagt Post. «Es sind die gefährlichsten Führer.»

Sie litten in hohem Mass an Realitätsverlust. Abhanden gehe ihnen auch die Fähigkeit, irgendwelche Schuld einzugestehen. «Stalin tötete 26 Millionen Menschen und hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen.» So lange es dem bösartigen Narzisst nützt, ist alles erlaubt. Leader von diesem Schlag setzen Gewalt ein, um ihre Ziele zu erreichen, ohne jegliche Gewissenkonflikte.

Hat er einen Diktator grob analysiert, wendet er sich den Details zu. Prägen Medikamente, Drogen oder Alkohol die Entscheide? Hitler etwa nahm gleichzeitig Speed und Kokain, laut Post ein Grund für seine häufig launigen Entscheide. Weiter interessiert Post, mit wem sich ein Herrscher umgibt. Sind es Jasager, die ein verzerrtes Bild der Realität vermitteln? Oder haben sie den Mut zur Kritik? Wie geht ein Herrscher damit um? Während des Iran-Irakkriegs in den Achtzigerjahren hatte ein Minister Saddam Hussein geraten, er solle zwischenzeitlich zurücktreten, um den Konflikt mit Ayatollah Khomeini abzuwenden. Saddam liess ihn verhaften. Dessen Gattin bat ihn um Gnade, was Saddam rührte. Er versprach, ihr den Mann zurückzugeben. Am nächsten Tag erhielt die Frau die zerstückelten Reste ihres Gatten in einem Leichensack «Es war das einzige Mal, wo Saddam Wort gehalten hatte.»

Für «Blödsinn» hält Thomas Szasz psychologische Profile von Politikern. Der ehemalige Psychiatrieprofessor der Universität Syracuse ist Posts schärfster Kritiker. Da die US-Regierung Post bezahle, «sagt er genau das, was sie hören will», so Szasz, der zahlreiche Bücher über psychoanalytische Profile verfasst hat und sie für «moderne Fabeln» hält. Psychoanalyse habe in der Kriminologie «nichts verloren», pflichtet die Vizepräsidentin der Citizens Commission on Human Rights, Marla Filidie, bei. «Eine Analyse kann nicht vorhersagen, wie jemand in der Zukunft handelt.»

Den Kritikern hält Psychiater Post entgegen, er arbeite stets mit Politologen, Historikern und Soziologen zusammen. «Um einen Leader zu analysieren, darf man natürlich nicht nur dessen Lebensgeschichte betrachten, sondern muss auch seinen kulturellen Hintergrund kennen.» Wer das unterlasse, drohe eine «westlich pragmatische Sichtweise» auf die Leader zu werfen.

Schützenhilfe erhält Post von Barbara Kellerman, Forschungsdirektorin an der John F. Kennedy School of Governement in Harvard. «Jerrold Post hat mit seiner Arbeit die US-Regierung von der enormen Wichtigkeit einzelner Leader für die Politik eines Landes überzeugt», sagt Kellermann. Er zeige, «dass mächtige Leader gewöhnliche Menschen sind, deren Kindheit und Entwicklungsphasen sich auf die gesamte politische Arena auswirken.»

Beim CIA wurde Post anfänglich ebenfalls belächelt. Aber 1978 gelang ihm der Durchbruch. Er bereitete das legendäre Gipfeltreffen zwischen dem israelischen Premier Menachem Begin und Ägyptens Präsident Anwar as-Sadat in Camp David vor. Den Gastgeber, US-Präsident Jimmy Carter, warnte er, Begin verliere sich gerne in den Details. Sadat fände nur gefallen am Gesamtbild. «Zwar waren sich die Staatsoberhäupter in etlichen Punkten einig. Aber ihr Intellekt tickte so unterschiedlich, dass sie sich kaum finden konnten.» Als die Verhandlungen stockten, sagte Carter deshalb zu Begin: «Ihre Exzellenz, Präsident Sadat ist besorgt, dass wir uns in Details verstricken und das Gesamtbild verlieren». Begin stand auf: «Auch ich kann mich aufs Gesamtbild konzentrieren. Die Details überlassen wir den Unterhändlern.» Der Durchbruch war geschafft. Der Erfolg etablierte Posts Abteilung. Seither bereitete der CIA jedes Gipfeltreffen mit US-Beteiligung mit psychologischen Analysen vor.

Neben Verhandlungsphasen faszinieren Post besonders Krisen. «Erst unter Stress gibt ein Herrscher sein wahres Gesicht preis.» So war er überzeugt, Hussein setze im März 2003 sein Arsenal an biologischen und chemischen Waffen frei – sobald ihn die Amerikaner angreifen und er am Rande der Niederlage steht. «Seit dem Kuwait-Krieg sah sich Saddam als Weltleader», sagt Post, «als Weltleader, glaubte er, stehen ihm gefährliche Waffen zu.» Dass Saddam offenbar nicht mehr über Massenvernichtungswaffen gebot, lässt der Psychiater nicht als Fehleinschätzung gelten. «Er wusste nicht, dass es keine Waffen gibt», sagt Post und stützt sich auf den CIA-Waffeninspektor David Kay. Der glaubt, irakische Wissenschaftler hätten Hussein getäuscht. Statt Biowaffen zu horten, stahlen sie das Geld, das er dafür ausgegeben hatte.

Auch wenn Post sich wegen einer Fehlprognose rechtfertigen muss, redet er im Ton des Siegers, in druckreifen Sätzen, kein Räuspern, keine Denkpausen. Für das Interview wechselt er vom Pullover in den Anzug. Die Assistentin rückt ihm die Krawatte zurecht. «Wie sieht mein Haar aus?», fragt er vor dem Fototermin. Er klaubt Kamm und Spiegel aus dem Jackett und betrachtet sich zufrieden. Das volle weisse Haar sitzt perfekt. Als pensionierter CIA-Agent bleibt er lebenslänglich Geheimnisträger. Geht es um lebende US-Leader, schweigt er. Brüsk klemmt Post die Frage ab, ob George W. Bush Saddams Mordanschlag auf Bush Senior rächen wollte und deshalb den Irakkrieg anzettelte. Ob er amtierende Ministerpräsidenten oder Staatschefs befreundeter Ländern analysiere, verrät er nicht.

Amerika sei das einzige Land, von dem bekannt ist, dass sein Geheimdienst die Gegner systematisch psychoanalysiert, sagt Post. Seit der Pensionierung vom CIA, unterrichtet Post politische Psychologie an der Universität Georgetown. Zuhause in Bethesda empfängt er Patienten und arbeitet für das Pentagon und das Ministerium für Heimatschutz. Bei Prozessen gegen Terroristen wird er oft als Experte aufgeboten. Posts neues Buch, «Leaders and their Followers in a Dangerous World», behandelt das psychologische Verhältnis zwischen Herrschern und ihren Gefolgsleuten.

Osama bin Laden gilt als Musterbeispiel. Einen «faszinierenden Kerl» nennt Post den Terrorfürsten. Wie bei Saddam habe die Kindheit tiefe Narben hinterlassen. Osama hatte 53 Geschwister. Er war der 17. von 25 Söhnen, jedoch das einzige Kind seiner Mutter, der unpopulärsten Gattin von bin Laden Seniors elf Frauen. «Sklavin» wurde sie gerufen, Osama als «Sohn der Sklavin» verspottet. Der Vater starb früh und hinterliess ihm Millionen. Wie bei Saddam pfropfte ein Mentor bin Laden eine Mission aufs verwundete Selbst. Der radikale Wahhabit Abdullah Azzam schickte ihn in den Achtzigerjahren nach Afghanistan. Von überall her sollte er mit seinem Vermögen Muslime rekrutieren, um die gottlosen Sowjets zu bekämpfen. Innert Kürze verpflichtete bin Laden 5000 Saudis, 3000 Algerier und 2000 Ägypter. Diese Streitkraft machte den «bösartigen Narzisst zum Führer», sagt Post. «Erst die Begegnung mit seiner Gefolgschaft formt den Leader.»

Afghanistan nährte bin Ladens Narzissmus. Den Sieg seiner Lumpenarmee gegen die Sowjetunion empfand er als Beweis, dass Allah auf seiner Seite steht. «Er glaubt seither, Gottes Stimme auf Erden zu sein», sagt Post, «dabei ignorierte er die substantielle US-Hilfe.» Da zerstörerische, charismatische Leader ständig Gegner brauchen, suchte bin Laden nach der sowjetischen Niederlage einen neuen Feind. Er fand Amerika, «obwohl wir ihn unterstützt hatten».

Auftrieb gaben ihm die vielen Erfolge, der erste Anschlag auf das World Trade Center 1993, die Attacken in Afrika auf zwei US-Botschaften 1998, im Jahr 2000 auf das US-Schlachtschiff Cole in Jemen, «schliesslich der grossartigste Terroranschlag aller Zeiten», sagt Post – 9/11. «Die Erfolge machten bin Laden in den Augen seiner Sippe noch grossartiger.» Die Jünger ordneten sich ihm unter, gaben ihre Individualität preis. «Wenn es in deinem Leben nur noch eine Identifikationsfigur gibt», beschreibt Post bin Ladens Anhänger, «bist du zu allem bereit.» Furchtlos besteigen sie Flugzeuge und fliegen sie in Hochhäuser – trotz ihres für Terroristen hohen Alters. Die meisten Selbstmordattentäter in Israel sind keine 20, unverheiratet, ohne Ausbildung, haben nichts zu verlieren. Die Terroristen vom 11. September waren über 30, standen verankert im Leben, waren gut ausgebildet, kannten den Westen. Trotzdem starben sie für bin Laden – was dessen Gefühl bestärkte, «Gott zu vertreten.»

Wie normale Menschen sind auch Despoten ihren Lebensphasen ausgeliefert, sagt Post. Die meisten Putschisten seien 30 oder 40 Jahren alt. Mit 30 taucht erstmals die Frage auf, ob man schon Zählbares erreicht hat. Mit 40 droht die Midlife-Crisis. Tückisch werde es zum Lebensende, wenn sich alte narzisstische Despoten fragten, ob sie ihr Potenzial voll ausgeschöpft hätten – und dabei zu einem negativen Befund kämen. Es folgt der Rundumschlag, «besonders bei todkranken Herrschern». Innert vierzig Jahren gedachte etwa Resa Pahlewi, Irans Schah, sein Land aus der feudalen Tradition zu lösen und in die moderne Welt zu führen. «Die Ideen waren durchaus brillant», sagt Post. Doch 1973 erkrankte Pahlewi an Blutkrebs, der ihn in spätestens sieben Jahre töten würde. Der 40-Jahres-Plan? Obsolet geworden.

«Nun stülpte der Schah seinen persönlichen auf den politischen Zeitplan Irans und jagte dem Ruhm hinterher», sagt Post. Pahlewi wollte seinem Sohn ein modernes Land übergeben. Abweichler liess der Herrscher foltern. Schliesslich stürzte die radikale islamische Revolution den Schah, die Region war destabilisiert, bald darauf begann der iranisch-irakische Krieg.

Wie der Schah hat auch Saddam Hussein alles verloren. Aufgegeben habe er deswegen nicht, prophezeit Post: «Am Tribunal wird er sich verhalten wie Slobodan Milosevic.» Der serbische Herrscher, den er ebenfalls analysierte, belächelt die Juristen und gesteht keinerlei Schuld ein. «Auch Saddam wird für seinen Platz in der Geschichte kämpfen.» Deshalb sei er, im Gegensatz zu Ugandas Schlächter, Idi Amin, nicht geflohen. «Er wird gegen das Gericht aufbegehren und sagen: ‹Seht her, ich habe noch immer den Mut, mich gegen die Welt aufzulehnen, sogar vom Gefängnis aus›.» Bis in den Tod bleibe Saddam ein Narzisst.�