Schweizer Schaffelle auf Tropen-Möbeln

Erstmals bewirbt der Bund während einer Fussball-Image das Image der Schweiz. An traumhafter Location in Rio de Janeiro.

Von Peter Hossli (Text) und Dado Galdieri (Foto)

christina_glaeser_baxio_suizaBrasilianer wissen wenig über die Schweiz. Keine Ahnung von ihr haben 56 Prozent, so eine Umfrage. Das soll sich ändern. Brasilien ist ein wichtiger Markt für Schweizer Produkte – und das Alpenland will brasilianische Touristen in die Berge und Studenten an Universitäten locken.

Neun Millionen Franken gibt der Bund deshalb für eine Brasi­lien-Kampagne aus. Sie endet nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016. Erstmals überhaupt wirbt die Schweiz diesen Sommer während einer Fussball-WM mit Steuerfranken für sich. Mit einer Fan-Zone an ­einem der schönste Orte in Rio.

Aus 25 Restaurants wählten Projektleiterin Christina Gläser (30) und der Schweizer Konsul Hans-Ulrich Tanner (61) die Open-Air-Beiz Palaphita Kitch, direkt am Lagoa gelegen, dem Stadtsee von Rio. Morgens gleiten hier Ruderer über das Wasser. Jogger und Radler drehen Runden. Prächtig die Aussicht: Berge ragen in die Höhe. Auf dem höchsten thront die famose Christusstatue. Nirgends sind Wohnungen in Rio teurer.

«Seen und Berge – das passt zur Schweiz», sagt Gläser. Die Copacabana ist zu Fuss in 15 Minuten erreicht. Am berühmten Strand errichtet die Fifa ihre Fan-Zone. Nonstop ist dort Party. «Wer weg will vom Rummel, kommt zu uns», sagt Gläser. Die Aargauer Politologin will das Image der Schweiz in Brasilien umbiegen. Diese gilt als verschlossen, als teuer, ganz weit entfernt.

Bewusst wählte sie einen offenen Ort. Sie verlangt keinen Eintritt, serviert günstiges schweizerisch-brasilianisches Essen, lässt tanzen, heisst jeden willkommen, nicht nur Schweizer. «Alle Kulturen sollen sich treffen», so Gläser. Sie spricht Portugiesisch. Ihr Mann ist Brasilianer.

lagoa«Baixo Suíça» heisst der Treffpunkt – «Trendy Schweiz». Auf tropische Möbel wird Gläser heimische Schaffelle legen. Neben brasilianischen werden Schweizer Fahnen flattern, entlang des Sees künstliche Kühe grasen, an der Decke Glocken hängen. Sie lässt Davoser Schlitten einfliegen, stellt Töggeli-Kasten mit kickenden Kühen auf. Der Sohn von eingewanderten Schweizern liefert Würste und Rösti.

Auf mehreren Bildschirmen sind sämtliche WM-Spiele zu sehen. Läuft mal kein Fussball, singt Anissa Damali, eine Baslerin mit einer brasilianischer Band.
Eine Million Franken kostet das Baixo Suíça. Bundespräsident Didier Burkhalter (53) soll es besuchen, bevor er ans erste Spiel der Nati nach Brasilia fliegt.

Für Gläser ist die Schweiz «Geheimfavorit». Obwohl sie weiss: Spielt sie gut, wird ihre Arbeit unnötig. «Gewinnt die Schweiz den WM-Titel, können wir die Werbekampagne getrost abblasen.» Dann kennt nicht nur Brasi­lien das Heidi-Land – sondern die ganze Welt.