Diktatoren auf der Flucht

Sie sind die Schergen der Weltgeschichte. Sie reagierten mit harter Hand, plünderten und mordeten, miss- achteten ihr Volk. Verlieren sie die Macht, ergreifen sie die Flucht – wenn sie nicht vorher aufgeknüpft werden. Auf verschlungenen Wegen fanden diese Diktatoren und ihre Familen ins Exil.

Von Peter Hossli (Text) und Priska Wallimann (Infografik)

Infografik: Hier klicken

Viktor Janukowitsch (63)

Vor einer Woche setzte das ukrainische Parlament den Präsidenten ab. Er floh nach Russland. Monatelang schlug er die Proteste gegen sein Regime mit Härte nieder. Es gab mehr als 80 Tote. Janukowitsch soll den Schiessbefehl gegeben haben. Präsident war er vier Jahre. Nun kündigt er im russischen Exil einen Kampf um die Macht an. Er sehe sich noch immer als Staatschef der Ukraine, sagte er am Freitag im russischen Rostow. Er sei «nicht abgesetzt» worden, sondern habe das Land nach Drohungen verlassen. Sobald seine persönliche Sicherheit gewährleistet sei, werde er in die Ukraine zurückkehren. Zudem betonte er, keinerlei Gelder auf ausländischen Konten zu haben. Für die derzeitige Krise in der Ukraine machte er den Westen verantwortlich.

Hannibal Gaddafi (38)
Der Sohn des gefallenen libyschen Diktators Muammar Gaddafi stand im Zentrum der Libyen-Krise mit der Schweiz. Im August 2011 reiste er nach Algerien, erhielt 2012 Asyl im Sultanat Oman.

Al-Saadi Gaddafi (40)
Der dritte Sohn von Muammar Gaddafi führte während des Volksaufstands in Libyen die Sondereinheiten an. Im September 2011 floh er in den afrikanischen Staat Niger. Dort erhielt er Unterschlupf.

Ayesha Gaddafi (37)
Die einzige Tochter von Muammar Gaddafi diente als Oberst in der libyschen Armee. Im August 2011 floh sie hochschwanger nach Algerien und erhielt schliesslich im Sultanat Oman Asyl.

Charles Taylor (66)
Er war Liberias Präsident von 1997 bis 2003, verantwortlich für Kriegsverbrechen im Krieg mit Sierra Leone. Er ging nach Nigeria, wurde in Sierra Leone verhaftet und nach Den Haag ausgeliefert.

Ben Ali (77)
Er regierte Tunesien von 1987 bis 2011. Nach einem Volksaufstand floh er im Januar 2011 über Nacht nach Saudi-Arabien. Er plünderte sein Land und wurde in absentia zu 35 Jahren Haft verurteilt.

Hissène Habré (71)
Der Präsident von Tschad (1982 bis 1990) soll 40 000 Menschen auf dem Gewissen haben. Nach dem Sturz flüchtete er in den Senegal. 2013 wurde er dort verhaftet. Prozess in Vorbereitung.

Mengistu Haile Mariam (76)
War von 1987 bis 1991 Präsident von Äthiopien – und baute das Land zu einem marxistischen Staat um. Er soll für den Tod von zwei Millionen Menschen verantwortlich sein. Seit 1991 in Simbabwe.

Kurmanbek Bakijew (64)
Bakijew war von 2005 bis 2010 Präsident von Kirgisistan. Nach einem Umsturz flüchtete er nach Minsk in Weissrussland. In Abwesenheit wurde er zu 24 Jahren Gefängnis verurteilt.

Jean-Claude Duvalier (62)
«Baby Doc» herrschte auf Haiti von 1971 bis zum Sturz 1986. Er soll für Tausende politischer Morde verantwortlich sein. Er floh nach Paris, kehrte 2011 nach Haiti zurück. Heute steht er unter Hausarrest.

Raoul Cédras (64)
War verantwortlich für den Staatsstreich von 1991 auf Haiti. Bis 1994 führte er als Oberbefehlshaber die haitianische Armee, war somit de facto Herrscher des Landes. Lebt heute in Panama im Exil.

Alberto Fujimori (75)
War von 1990 bis 2000 Präsident von Peru. Wegen Korruption enthob ihn der Kongress des Amtes. Er floh nach Japan. 2005 ging er nach Chile, wurde verhaftet – und nach Peru ausgeliefert. Ist in Haft.

Ali Abdullah Saleh (71)
Er hielt 33 Jahre die Macht in Jemen inne. Im Januar 2011 begann ein Volksaufstand gegen ihn. Er verletzte sich bei einem Bombenattentat, floh nach Saudi-Arabien und in die USA. Kam 2012 zurück.

Margot Honecker (86)
Die Witwe von Erich Honecker war von 1963 bis 1989 Ministerin für Volksbildung in der DDR. Im März 1991 ging sie nach Moskau, verschanzte sich in der Botschaft Chiles. Lebt seit 1992 in Chile.

Erich Honecker († 1994)
Der Generalsekretär der SED war der mächtigste Politiker der DDR. Nach der Wende ging er nach Moskau. Im Juli 1992 wurde er nach Berlin ausgeliefert. Im Januar 1993 reiste er nach Chile aus.

Mobutu Sese Seko († 1997)
Der einstige Herrscher von Zaire gilt als korruptester Diktator Afrikas. Er regierte von 1965 bis 1997 und soll sich 5 Milliarden Dollar angeeignet haben. Nach seinem Sturz flüchtete er nach Marokko.

Idi Amin († 2003)
Brutaler als Idi Amin war kein Diktator. Er regierte in Uganda von 1971 bis zum Sturz 1979. Rund 400 000 Menschen fielen seinem Regime zum Opfer. Er floh über Libyen und Irak nach Saudi-Arabien.

Reza Schah Pahlavi († 1980)
Von 1941 bis zur islamischen Revolution 1979 herrschte Schah Pahlavi in Iran. Danach erfolgt eine Odyssee nach Ägypten, Marokko, in die USA, über Panama zurück nach Ägypten – wo er starb.

Ferdinand Marcos († 1989)
Der zehnte Präsident der Philippinen regierte den Inselstaat von 1965 bis 1986. Er bereicherte sich, legte Millionen auf Schweizer Banken. Nach dem Machtwechsel floh er über Guam nach Hawaii.

Alfredo Strössner († 2006)
Der Oberbefehlshaber der Armee Paraguays putschte sich 1954 in den Präsidentenpalast. Er hielt sich bis 1989. Fast 3000 Menschen verschwanden. Nach dem Sturz ging er nach Brasilien.

Jean-Bédel Bokassa († 1996 )
Ab 1966 Präsident der Zentralafrikanischen Republik, ab 1976 bis zum Sturz 1979 Kaiser des von ihm berufenen Zentralafrikanischen Kaiserreichs. Floh 1979 nach Frankreich, kehrte 1986 zurück.